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Hemischbüel - eine Naturoase entsteht mitten im Kulturland

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Das Lieblingsstück

Ein kleines Stück Landwirtschaftsland, welches den Namen «Hemischbüel» trägt, liegt nördlich von Mauren TG. Die Fläche ist leicht abfallend, vor allem im nördlichen Bereich, wo das Land durch die Bahnlinie begrenzt wird. Das ca. 1.7 Hektar grosse Landstück ist das einzige, welches damals «übriggeblieben» war. Mein Grossvater Hans Aeschlimann war Landwirt in Mauren und als er seine landwirtschaftliche Tätigkeit aufgegeben hatte, verkaufte er seine Äcker und Wiesen. Doch «Hemischbüel» oder auch den «Hoger», wie dieser Landteil bis heute von unserer Familie genannt wird, wollte er nicht weitergeben, denn es war sein Lieblingsstück und so blieb dieser kleine grüne Fleck bis ans Ende seines Lebens in seinem Besitz. Vor ein paar Jahren entstand die Idee, diese Fläche ökologisch aufzuwerten und nun ist die Zeit gekommen, dieses Vorhaben umzusetzen.

Hans Aeschlimann ca. 1953

Aktuelle Situation

Das Landstück setzt sich zusammen aus einer Hektare Wiesland mit einigen alten sowie jungen Hochstammobstbäumen und 0.7 Hektare Niederstamm-Obstkultur; beide Flächen wurden in der Vergangenheit in Form einer konventionellen intensiven Landwirtschaft genutzt. Nun aber sollen bald verschiedene Veränderungen vorgenommen werden. Die intensive Bewirtschaftung soll neu einer extensiven weichen; durch zahlreiche ökologische Aufwertungsmassnahmen soll die Biodiversität gefördert werden.

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Auf dem Wiesland soll bald eine artenreiche Blumenwiese entstehen

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Warum der Wandel zu mehr Biodiversität?

Unser Kulturland hat sich während der letzten Jahrzehnte stark verändert. Meliorationen, Verlust der Strukturvielfalt, Verlust von Hecken und Blumenwiesen, intensive Düngung, Herbizide und andere Pestizide haben es zahlreichen Vogelarten, aber auch Säugetieren, Amphibien, Reptilien, Insekten etc. schwer gemacht und sind für deren teils massiven Rückgang verantwortlich. Es ist dringend nötig, die verloren gegangenen Lebensräume wieder herzustellen sowie das grosse Insektensterben zu stoppen.
 

Der Neuntöter - Gradmesser für ökologisch wertvollen Lebensraum

Der Neuntöter war Vogel des Jahres 2020 von Birdlife Schweiz und wird als «Botschafter für die ökologische Infrastruktur» bezeichnet. Man könnte auch sagen, er ist eine Art «Gradmesser» oder «Indikator» für einen Lebensraum, der einen hohen ökologischen Wert hat. Wo Neuntöter brüten, ist es auch für viele weitere Arten interessant und ideal.
Von ursprünglich 4 Vogelarten, die zur Familie der «Würger» gehören, hat in der Schweiz als einziger der Neuntöter als Brutvogel überlebt. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts brüteten in unserem Land der Raubwürger, der Schwarzstirnwürger, der Rotkopfwürger sowie der Neuntöter. Vom Rotkopfwürger beispielsweise, der in den tiefen Lagen weit verbreitet war, gab es zwischen 1950–1959 noch über 1000 Brutpaare. Heute gibt es von drei der genannten Vogelarten kein einziges Brutpaar mehr in unserem Land! Einzig der Neuntöter konnte überleben, doch sind auch seine Bestände seit der Jahrtausendwende stark zurück gegangen. Dank Fördermassnahmen jedoch konnten die Bestände in den letzten Jahren wieder stabil gehalten werden.


Kurzbeitrag BirdLife Schweiz zum Neuntöter


Was Neuntöter zum Brüten brauchen, wenn sie im Mai aus ihrem Winterquartier in Südafrika zurückkehren, sind Heckenstrukturen mit einem grossen Anteil an Dornbüschen, lückige Vegetation in Form von Magerwiesen und Weiden sowie Buntbrachen und teils offene Bodenstellen. Als Beispiel können extensiv genutzte Obstgärten genannt werden. Neuntöter haben ein breites Nahrungsspektrum. Dazu gehören vor allem Insekten, aber auch Mäuse, Reptilien, kleine Vögel und Frösche.
Dornentragende Sträucher sind für den Vogel wichtig, da er seine Beute auf den Dornen aufspiesst und so Futterreserven anlegt. Aber auch sein Nest baut er in diesen Dornensträuchern, wo es vor Feinden gut geschützt ist. Damit der Neuntöter auch weiterhin bei uns heimisch sein kann, müssen wir alles daransetzen, dass er geeignete Lebensräume mit idealen Bedingungen zur Aufzucht seiner Jungen vorfindet. Schaffen wir einen solch ökologisch wertvollen Lebensraum für ihn, wird dieser auch vielen anderen Arten dienen.

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Neuntöter Männchen

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Neuntöter Weibchen

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Neuntöter Weibchen füttert Jungvogel

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Kürzlich flügge gewordene Neuntöter

Erste Schritte

Mit der beratenden Unterstützung durch Stephan Lüscher und Tim Schoch von Pro Natura konnte bereits ein erstes Konzept für die Umgestaltung der Fläche erarbeitet werden. Vielen Dank für die kompetente und sehr wertvolle Unterstützung!
Ab dem Jahr 2023 kann es dann losgehen mit den ersten Arbeiten:


Pflanzung von Heckenelementen sowie Gebüschgruppen mit Wildrosen
Diese sollen einen grossen Anteil von dorn- und stacheltragenden Sträuchern aufweisen, welche einen guten Schutz für Vögel, die darin ihre Nester bauen, bieten. Auch sollen sie von einem Krautsaum begleitet sein, wo Insekten das ganze Jahr über einen wertvollen Lebensraum finden, d.h. auch die Möglichkeit zum Überwintern haben. Auch Vögel finden in diesen Strukturen das ganze Jahr über Nahrung, im Sommer Insekten und im Winter Beeren und Samen.


Anlegen von Gross- und Kleinstrukturen in Form von Ast- und Steinhaufen
Amphibien (Frösche und Kröten) sowie zahlreiche kleine Säugetiere wie beispielsweise Mauswiesel, Hermelin, Iltis und Igel finden ideale Bedingungen in solchen Strukturen. Auch für zahlreiche Insekten (z.B. Käfer, Bienen, Wespen, Ameisen und viele mehr) sowie bei guter Besonnung für Reptilien (z.B. Eidechsen) sind solche Haufen wertvolle Lebensräume. In Asthaufen beispielsweise können sie überwintern, sich verstecken oder aufwärmen sowie ihren Nachwuchs aufziehen. Für Vögel sind sie ideale Sitzwarten und für mache Arten sogar oft auch Nistplätze.


Ansaat einer Ökowiese
Eine solche weist ein vielfältiges Angebot an Gräsern und Wiesenblumen auf. Diese bieten mit ihrem Nektar und ihren Samen Nahrung für Insekten und Vögel. Die Mahd der Wiese soll zukünftig so erfolgen, dass möglichst viele Pflanzen und Insekten in der Wiese gedeihen und überwintern können.

Aussichten und Ziel

«Wenn der Neuntöter hier brüten wird, ist eines der grossen Ziele erreicht»
Bis es soweit ist, muss allerdings noch so einiges verändert werden.

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Geplante neuangelegte Strukturen wie Steinhaufen, Heckenelemente und Blumenwiese

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Foto Adrian Aebischer

Nebst dem Neuntöter würden viele weitere Arten von solchen Massnahmen profitieren wie beispielsweise das Hermelin, die Goldammer, der Zaunkönig, die Zauneidechse etc.

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